Dipl.-Ing. Klaus Pollmeier DGPh, ICOM, IADA |
Fotokonservierung, -restaurierung und -digitalisierung |
Kontakt:
Fine Print Studios Dipl.-Ing. Klaus Pollmeier Mühlenfeld 43 D-45470 Mülheim a. d. Ruhr
Tel: +49 (0)208-4377818 oder +49 (0)173-2688266
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Kurze Geschichte der Fotokonservierung in Deutschland |
Anders als 1855 durch Davanne und Girard in Frankreich oder durch das britische Fading Committee gab es in Deutschland so früh noch keine nennenswerten Aktivitäten zu konservatorischen Fragen. In späteren Jahren veröffentlichen z. B. Hermann Krone (1827-1916) und Wilhelm Weimar (1857-1917) verschiedene Artikel zur Restaurierung in Zeitschriften. Wilhelm Weimar war seit Ende 1890 Fotograf am Museum für Kunst und Gewerbe. Er sammelte Fotografien für das Museum und förderte Fotografie als Kunstform. 1915 publiziert er ein Standardwerk: “Die Daguerreotypie in Hamburg 1839-1860”, mit einem Kapitel über die “Restaurierung verfärbter Daguerreotypien”.
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Erich Stenger (1878-1957) |
19. Jahrhundert |
Die erste eigenständige deutsche Publikation zur Fotorestaurierung veröffentlichte Erich Stenger (1878-1957) im Jahre 1920 unter dem Titel “Die Wiederherstellung alter photographischer Bilder”. Er arbeitete zunächst als Chemiker für Adolf Miethe in Berlin. 1906 begann er mit dem Aufbau einer privaten Fotosammlung, die 1955 Grundstock des AGFA Foto-Historamas (heute im Museum Ludwig, Köln) wurde. Dr. Edith Weyde (1901-1989) war Chemikerin bei der AGFA in Leverkusen und erfand 1938 das Gevacopy und Gevarapid-Verfahren. 1972 publiziert sie eine Empfehlung, die Gelbfilterschicht der Farbnegativfilme als Indikator für Luftverschmutzungen in Archivräumen zu benutzen — ein Meilenstein für die Fotokonservierung. Das Material dient bis heute als Indikator für den Photographic Activity Test (P.A.T.), der einzigen ISO-Norm, die Materialien für die Fotokonservierung auf chemische Unbedenklichkeit testet. Von 1964 bis ca. 1984 hat der Fotograf Martin Hansch (1909-1995) viele Fotografien in Deutschland restauriert, eigene Versuche angestellt und Interessierte in Seminaren angeleitet. Er war seit 1950 als Lehrer an der AGFA Fotoschule, einer Abteilung des AGFA-Kundendienstes, beschäftigt und übernahm 1955 die Registrierung der Stenger-Sammlung. 1964 wurde er Kurator des neuen AGFA Foto-Historamas. Seine Erfahrungen und Rezepte, nach denen er nach eigenem Bekunden ca. 4.000 Daguerreotypien behandelt hat, veröffentlicht er 1985 als bibliophiles Büchlein unter dem Titel “Frühe Fotografien - ihre Technik und Restaurierung”. |
20. Jahrhundert |
Dr. Edith Weyde (1901-1989) |
Die von Edith Weyde entwickelten Indikatorfolien: Links frisch, rechts durch Schadstoffe verändert. |
Martin Hansch (1909-1995) |
Ab Mitte der 1980er Jahre wandelte sich die Szene von einer empirisch-handwerklichen zu einer wissenschaftlich geprägten Disziplin. Mogens Koch (Königl. Dänische Kunstakademie, Schule für Konservierung, Kopenhagen) veranstaltete Seminare und verbreitete neuere Fachkenntnisse und eine an anderen Restaurierungsdisziplinen ausgerichtete, moderne berufsethische Haltung zum Fachgebiet. In mehreren Bundesländern entstanden Selbsthilfegruppen zur Fotoarchivierung, getragen von betroffenen Museums-, Bibliotheks- und Archivmitarbeitern. In diesem Kontext gründete Wolfgang Hesse die Zeitschrift “Rundbrief Fotografie”, die sich dem Sammeln, Bewahren, Dokumentieren und Vermitteln von Fotografie widmet. 1989, anlässlich des150. Geburtstags der Fotografie, rückte die Konservierungsproblematik durch mehrere Ausstellungen und Publikationen erstmals stärker in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. 1992 schließlich wurde an der FHTW Berlin (heute HTW Berlin) im Studiengang Konservierung/Restaurierung und Grabungstechnik der Studienschwerpunkt “Foto/Film/Datenträger“ (heute „Audiovisuelles Kulturgut“) eingerichtet. Die Berufung eines Professors folgte im Jahre 2002. Die „Konservierung Neuer Medien und Digitaler Information“ ist Thema eines 2006 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ins Leben gerufenen Master-Studiengangs, für den Klaus Pollmeier von 2005 bis 2010 als Programmkoordinator arbeitete. Eine zunächst auf zwei Jahre befristete Professur wurde 2011 eingerichtet. In Deutschland dürften heute (2011) ca. 15 bis 20 auf Fotografie und audiovisuelle Medien spezialisierte, größtenteils an Hochschulen ausgebildete RestauratorInnen bzw. Bestandserhaltungs-Manager tätig sein. 1994 waren es noch drei. |
M. Hansch: Frühe Fotografien - ihre Technik und Restaurierung. Scheidt-Verlag 1985 |
R. Knodt u. K. Pollmeier: Verfahren der Fotografie, 2. Aufl., Museum Folkwang, Essen 1999 |
Schmidt, Marjen: Fotografien in Museen, Archiven und Sammlungen, Weltkunstverlag, München 1994. |